Der Tiger – zoologisch gesehen

von Thomas Masuhr

Nun erfährt man in Tschuna´s Blog vieles über die Erlebnisse und die Entwicklung von Tschuna. Aber es gibt auch vieles Wissenswertes, das Tschuna noch gar nicht kennt, z.B. Wissenswertes über die Art der Tiger. Unter der Rubrik “Der Tiger – zoologisch gesehen” werden wir uns um diesen Aspekt kümmern, natürlich mit dem Schwerpunkt “Sibirische Tiger”.

Der Tiger Panthera tigris

Der Tiger ist ein Säugetier aus der Ordnung der Carnivora (Fleischfresser), Familie Felidae (Katzen), Gattung Panthera (Großkatzen). Die Art des Tigers ist in 9 Unterarten unterteilt, welche sich sowohl durch ihr Erscheinungsbild als auch durch ihre geografischen Verbreitungsgebiete unterscheiden. 3 dieser Unterarten sind heute bereits ausgestorben, dazu zählen:

  • der Kaspitiger, welcher in der Türkei, dem Iran, Afghanistan und Turkestan beheimatet war
  • der Javatiger und
  • der Balitiger.

Die noch existenten Unterarten sind: (sortiert nach der Anzahl der wildlebenden Exemplare)

  • Bengal- oder Königstiger
  • Indochinatiger
  • Sumatratiger
  • Malaysische Tiger
  • Sibirische Tiger
  • Chinesische Tiger (unbestätigte Sichtungen 2003-2004)

    2 adulte, männlich Sibirische Tiger im Zoo von Wuppertal

Insgesamt rechnet man mit weniger als 3200 in Freiheit lebenden Exemplaren (Stand Februar 2010).

Lebensräume

So großflächig das einstige Verbreitungsgebiet der Tiger war, so unterschiedlich sind auch ihre Lebensräume. Diese reichen von den Schilfgebieten Zentralasiens über die tropischen Regenwälder in Südostasien bis zu den Mischwäldern im Osten Russlands. Jede Unterart hat sich hierbei auf die besonderen Gegebenheiten ihrer Heimat angepasst. Diese Anpassung spiegelt sich wieder im

Aussehen

Je nach Unterart variiert das Fell des Tigers in Farbton und Muster. Am Rücken und seitlich dominiert ein orangefarbenes Fall, welches von schwarzen Streifen durchzogen wird, die Unterseite ist meist weiß. Die Zeichnung des Tigers ist auch auf dessen Haut sichtbar und nicht nur an der Färbung des Fells.

Die Unterarten, welche in den südlichen Regionen beheimatet sind, weisen oft eine dunklere Färbung und schmalere Streifen und Streifenabstände auf, was sie im Zwielicht der Regenwälder und Schilflandschaften besser mit der Umgebung verschmelzen lässt. Der Sibirische Tiger besitzt größere Streifen und auch allgemein eine hellere Färbung, welche sich im Laufe eines Jahres auch leicht den sich verändernden Jahreszeiten anpasst.

Die aus Freizeitparks bekannten “weißen Tiger” sind weder eine eigene Art, noch sind es Albinos. Sie können bei der Verpaarung zweier Tiere mit rezessivem Gen entstehen und sind zur Arterhaltung nicht relevant.

Neben seinem unverwechselbaren Fell sind es auch Größe und Gewicht, die den Tiger unverwechselbar machen. Er ist die größte Katze, die es gibt. Ein männliches Tier erreicht eine Größe zwischen 270cm und 330cm, ein weibliches Tier von 240cm – 265 cm und Gewichte von (männlich) 180kg – 300kg und (weiblich) 100kg – 190kg,  je nach Unterart.

Lebensweise

Tiger sind Einzelgänger. Je nach Unterart beansprucht ein Tiger ein Gebiet zwischen 20 qkm (in Nepal) und 410 qkm (im Fernen Osten Russlands). Die Größe eines Gebietes ist in erster Linie abhängig vom Angebot an Nahrung. Das Gebiet eines männlichen Tigers grenzt in der Regel an mehrere Gebiete, die von weiblichen Tigern beansprucht werden. Einzig subadulte Tiere führen auf der Suche nach einem eigenen Revier ein nomadisches Leben.

Ein adultes Männchen paart sich mit allen Weibchen, deren Reviere an das seine grenzen. Die Paarung dauert 3 – 5  Tage und schließt in diesem Zeitraum ca. 30-40 Deckakte pro Tag ein. Sie kann zu jedem Zeitpunkt des Jahres erfolgen. Die Tragzeit beträgt durchschnittlich 103 Tag und ein Wurf umfasst zwischen 2-4 Jungtiere, seltene Würfe wurde auch schon mit bis zu 7 Jungtieren beobachtet, sind aber die Ausnahme.

Die jungen Tiger verbringen den ersten Lebensmonat in einer sicheren Höhle und sind komplett auf Muttermilch angewiesen. Wie für viele Beutegreifer typisch, sind sie noch blind und auch alle anderen Sinne müssen sich erst noch entwickeln. Mit ein bis zwei Monaten verlassen sie dann die Höhle und begleiten ihre Mutter auf Streifzügen. Es dauert allerdings bis zu einem halben Jahr, ehe die kleinen Tiger mit Übungen zum Stellen und Töten von Beute beginnen und noch länger bis sie alleine jagen. Der Vater hat an der Aufzucht keinen Anteil, es gibt zwar gelegentliche Kontakte und auch lässt er Mutter und Kinder an erlegter Beute teilhaben, aber eben nur sehr selten.

Wird ein Revier von einem anderen Männchen übernommen, so werden vorhandene Jungtiere getötet, um ein schnelle Paarungsbereitschaft des Weibchens zu fördern und so die Verbreitung des eigenen Genmaterials zu fördern.

Tigerkinder leben bis zu 15 Monaten mit der Mutter zusammen, bevor sie sich ein eigenes Revier suchen. Ob sie die Mutter aus eigenem Antrieb verlassen oder vertrieben werden, ist nicht bekannt. Die Geschlechtsreife setzt dann im 4-5 Lebensjahr ein.

Die Jagd

Ein neben der Fortpflanzung entscheidender Teil des Tigerlebens ist die Jagd. Im Gegensatz zu anderen Großkatzen, die in offenem Gelände jagen, schlägt der Tiger seine Beute aus dem Hinterhalt. Sie erlegen in erster Linie Beute, die um ein vielfaches größer ist als sie selber. Aus dieser Beute resultiert ihre Anatomie mit starken, bemuskelten Vordergliedmaßen mit einziehbaren langen Krallen zum fassen und halten der Beute. Der verkürzte Schädel, der eine enorme Hebelkraft aufbringt, dient dann dem Töten der Beute durch Genickbiss oder durch Ersticken.

Kontakte mit Menschen

“Wenn der Mensch den Tiger umbringen will, nennt man das Sport. Wenn der Tiger den Menschen umbringen will, nennt man das Bestialität.”
Georg Bernhard Shaw, Nobelpreisträger für Literatur

So oder ähnlich könnte man das Verhältnis von Mensch und Tiger betiteln. Bereits in “Das Dschungelbuch” wurde der Tiger als böse im wahrsten Sinne des Wortes gebrandmarkt. Dabei hat der Tiger an sich kein Interesse am Menschen. Kontakte treten dort auf, wo das natürliche Nahrungsangebot durch Viehzucht und Landwirtschaft verschwunden ist. Junge und sehr alte Tiger suchen dann oft leichte Beute bei den von Menschen gehaltenen Rindern oder Wasserbüffeln. Todesfälle bei Menschen kommen vielmehr dadurch zustande, dass sich der Mensch zwischen dem Tiger und seiner Beute befindet, oder aber eine Mutter mit Jungen aufschreckt.

Die Angst vor dem unbekannten Tier und dessen Motiven nimmt mit weilen sogar skurrile Formen an. So bemalen z.B. Reisbauern in Asien die Rückseite ihrer Kleidung oder Ihrer Hüte mit Augen, weil sie glauben, ein Tiger würde nichts angreifen, was in seine Richtung blickt.

In anderen Kulturen gilt der Tiger als Symbol der Stärke, der Kraft und der Männlichkeit. Allerdings führte diese “Verehrung” in China zu einer ausufernden Jagd auf den Tiger, welche wohlmöglich in der Ausrottung der Chinesischen Unterart gipfelte. Tigerprodukte wie Zähne, Krallen und besonders zerriebene Knochen und Geschlechtsteile männlicher Tiger waren und sind auch heute noch begehrte Artikel.

Mittlerweile ist der Tiger überall strengstens geschützt und es existieren auch Programme zur Erhaltung der Arten.

Der Sibirische Tiger war in den 30er Jahren auf ca. 30-45 Exemplare in Freiheit reduziert, heute sind es ca. 450, was noch immer eine verschwindend geringe Zahl ist.

Darum ist unsere Tschuna, stellvertretend für alle Tiger auch so wertvoll, denn ihre Abstammung von einer freilebenden Blutlinie bringt dieses frische Blut in das EEP und stärkt unsere Bemühungen, das Überleben des Tigers zu sichern.

Erstellt mit Hilfe von Quellen von:
Carl von Linné
David Macdonald
WWF
EEP
Tiger Foundation

2 Antworten auf Der Tiger – zoologisch gesehen

  1. Linda sagt:

    Sehr interessanter Bericht über sehr schöne und interessante Tiere.

  2. Anke sagt:

    Herzlichen Dank für diesen informativen Beitrag. Das Lesen hat Spaß gemacht.
    Liebe Grüße
    Anke